Gluco was? Gluconeogenese – Zucker aus Eiweiß und Fett
Einleitung
Viele glauben, ohne Kohlenhydrate könnten wir nicht überleben. Doch unser Körper hat seit Jahrtausenden einen genialen Mechanismus: die Gluconeogenese. Sie stellt sicher, dass wir auch in Phasen von Fasten, Low Carb oder Keto genug Zucker für die wenigen Zellen bekommen, die zwingend Glukose benötigen.
In diesem Artikel erfährst du, was Gluconeogenese ist, wie sie funktioniert, warum sie für unser Überleben entscheidend ist und welche Mythen sich darum ranken.
Was ist Gluconeogenese?
Die Gluconeogenese ist die „Neubildung von Zucker“. Sie ermöglicht es, Glukose aus Nicht-Kohlenhydraten herzustellen. Das passiert vor allem, wenn:
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wir fasten,
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sehr wenige Kohlenhydrate essen (z. B. bei Keto),
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oder in Hungerzeiten leben.
So stellt der Körper sicher, dass auch Zellen, die zwingend Zucker brauchen – rote Blutkörperchen, Retina, Teile des Gehirns – immer versorgt sind.
Wo findet die Gluconeogenese statt?
Leber → Hauptort der Glukoseproduktion
Nieren → vor allem bei längerem Fasten beteiligt
Substrate (Ausgangsstoffe):
Laktat aus Muskeln & Erythrozyten (Cori-Zyklus)
Glucogene Aminosäuren aus Muskeleiweiß (z. B. Alanin, Glutamin)
Glycerin aus dem Fettgewebe (Abbau von Triglyceriden)
Der Prozess läuft über 9 enzymatische Schritte und ist sehr energieaufwendig (ATP/GTP-Verbrauch).
Biochemischer Fun Fact:
Für die Herstellung von 1 Molekül Glukose benötigt die GNG 4 ATP, 2 GTP und 2 NADH. Sie ist also kein Energiespender, sondern ein Überlebensmechanismus.
Wortbedeutung
Gluco = Zucker
neo = neu
genese = Entstehung, Schöpfung
→ Neubildung von Zucker aus Nicht-Kohlenhydraten.
Brauchen wir Zucker zum Überleben?
Viele behaupten: „Ohne Kohlenhydrate stirbt man.“
Das stimmt nicht.
Nur wenige Gewebe brauchen zwingend Zucker:
rote Blutkörperchen (haben keine Mitochondrien → können nur Glukose nutzen)
Retina (Netzhaut)
kleine Teile des Gehirns
Alle anderen Zellen können Fett oder Ketone nutzen.
Den kleinen Restbedarf deckt die Gluconeogenese.
Story-Beispiel:
Unsere Vorfahren während der Eiszeit hatten monatelang keinen Zugang zu kohlenhydratreichen Lebensmitteln. Sie lebten von Jagd, Fisch und tierischen Fetten. Trotzdem überlebten sie – dank GNG und Ketose.
Mythen-Check
„Ohne Kohlenhydrate geht gar nichts“
Falsch. Keto + GNG sichern die Energieversorgung.
„Eiweiß kickt mich aus der Ketose“
Auch falsch.
Mehr Protein steigert die GNG etwas, aber die Rate ist bedarfsgesteuert.
Ketose & GNG regulieren sich gegenseitig.
Fazit: Viel Eiweiß ≠ raus aus Ketose.
„Zucker ist essentiell“
Nein.
Essentielle Nährstoffe = Eiweiß & Fette.
Kohlenhydrate sind nicht essentiell, weil GNG einspringt.
Praxis: Gluconeogenese im Alltag
Beim Fasten → GNG hält Blutzucker stabil.
Bei Keto → GNG deckt Restbedarf, Ketone übernehmen Großteil der Energie.
Im Sport → GNG kann in langen Belastungen Glukose liefern, wenn Glykogenspeicher leer sind.
Mein Beispiel:
Während meiner Keto-Adaption habe ich trotz 0 KH nüchtern trainiert. Mein Körper fühlte sich erst leer an, nach einigen Wochen aber stabil. Das lag daran, dass Ketone + GNG den Energiebedarf deckten..
Wissenschaftliche Einordnung
Cahill GF (1970): Beschrieb, dass Menschen im Fasten wochenlang stabil durch GNG + Ketose überleben können.
Owen OE (1967): Zeigte, dass Gehirn bis zu 75 % Energie aus Ketonen decken kann; Rest über GNG.
Moderne Forschung: GNG ist zentral für metabolische Flexibilität → Schlüssel für Low-Carb-Ernährung.
Zusammenfassung
Die Gluconeogenese ist kein Notfall-Backup, sondern ein lebenswichtiger Prozess. Sie macht den Menschen anpassungsfähig und erklärt, warum wir ohne Kohlenhydrate überleben können.
Zusammen mit der Ketose ist sie der Grund, warum Fasten, Keto und Low Carb langfristig funktionieren.
FAQ
Was ist Gluconeogenese?
Die Bildung von Glukose aus Nicht-Kohlenhydraten (Aminosäuren, Laktat, Glycerin).
Wo findet die GNG statt?
Hauptsächlich in der Leber, bei Hunger auch in den Nieren.
Brauchen wir Kohlenhydrate?
Nein. Der Körper kann den Restbedarf an Zucker selbst herstellen.
Macht viel Eiweiß die Ketose kaputt?
Nein. GNG läuft nach Bedarf, nicht weil man mehr Protein isst.